Potstock 2013
Anreise und kleine Zeltkunde
Freitag, 14.06.2013, 12.00 Uhr: Unsere Nachbarin starrt uns verwundert an: »Ziehen Sie aus????« »Nee,« antworten wir einigermaßen beschämt, »wir wollen Campen.« Wir brechen das Gespräch auch schnell ab, um nicht noch zugeben zu müssen, dass wir nur drei Tage verreisen und auch noch ein drittes Auto nachkommen wird.
Als wir in Hohenlobbese ankommen, drängt sich gleich die erste Frage auf: Wann muß man eigentlich anreisen, damit nicht schon 3/4 der Wiese in verschiedene Claims abgesteckt ist? Am Samstag abend wird sich noch die Frage anfügen: Warum, zum Geier, steckt man 20 m² ab und kommt dann nicht? Frühes Anreisen hat den großen Vorteil, dass man beim Zeltaufbau relativ wenige Zuschauer hat, man selber aber sehr viele Leute genau dabei beobachten kann. Eine relativ zeitaufwendige Variante sind offensichtlich diese Tunnel- oder Kuppelzelte mit den Fiberglas-Stangen, die eigentlich ja nur durch die Schlaufen gezogen werden müssen. Den Leuten, die an diesem Aufbau gescheitert sind, sei gesagt: Alle, die wir beobachtet haben, brauchten lockere 3 Anläufe, bis der Quatsch endlich richtig stand. Am Sonntag werden wir dann noch einen weiteren Nachteil dieser Zeltart feststellen: Hat man einmal den letzten Hering aus dem Boden gezogen, entwickelt sich das ganze mit Hilfe einer kleinen Windboe zu einem schicken Flugobjekt, dem man dann über das Feld hinterherjagen muss. Dem Kollegen, dem das passiert ist, senden wir auf diesem Wege einen herzlich Dank für diese wunderbare Vorstellung - wir hatten viel Spass dabei.
Im letzten Jahr hatten wir die Variante Wurfzelt ausprobiert (ja, ja, wir waren halt Neu-Camper). Der Aufbau ist wirklich ein Highlight und gibt einem ein großartiges Ich-kann-alles-Gefühl: Tasche auf, Zelt fliegen lassen und schon kann man sich auf die faule Haut legen. Was einem natürlich keiner sagt: Nach 3 Sekunden Aufbau braucht man 3 Stunden für´s Zusammenfalten. Wir haben uns anschließend gedacht, es muss einfachere Möglichkeiten geben, um den halben Zeltplatz kennenzulernen und sind auf das Bulli-Zelt umgestiegen. Dieser Gedanke ging voll auf. Beim nächsten Potstock wird es organisierte Führungen durch das Zelt geben, meldet Euch lieber schon mal an. Und hier nochmal die Antwort auf die am meisten gestellte Frage des Wochenendes: Das Zelt haben wir im Internet gefunden, gebt einfach bei Google »VW-Bulli-Zelt« ein. Und: Ja, es läßt sich leicht aufbauen und es ist toll. Wie regenfest es ist, können wir noch nicht sagen, da es sensationeller Weise ja nicht geregnet hat an diesem Wochenende.
Dann gab es da noch die Truppe mit dem riesigen - zweistöckigen??? - Manschaftszelt. Die waren bereits da, als wir kamen und sie sind auch erst nach uns weggefahren - so dass sich der Verdacht aufdrängt, dass dieses Zelt so schwierig zu händeln ist, dass man lieber wartet, bis alle weg sind. Oder wird dieses Zelt am Ende gar nicht abgebaut? Im Hotel legt man das Handtuch hin, in Hohenlobbese lässt man das Zelt einfach stehen. Der tolle optische Gesamteindruck wird allerdings stark geschmälert durch diese sehr auffällige - Kotz? - Spur, die aus dem Dachfenster läuft. Die Geschichte dazu würde mich doch mal sehr interessieren ...
Schöner Wohnen für Camper
Haben wir den Zeltaufbau noch ohne große Irritation überstanden, so gab es in der folgenden Zeit doch genügend Dusseligkeiten. Z. B. ein tolles Banner mithaben aber keinen Plan, wie man es aufhängen soll, oder Holz hacken mit ... ja was eigentlich? Herzlichen Dank an die netten Geister um uns herum, die immer einen Tipp oder das passende Arbeitsgerät zu Hand hatten. Ausgesprochen blöd ist auch die Idee gewesen, Pophead, der arbeiten und deswegen später kommen mußte, das ganze Bier ins Auto packen zu lassen. Dank an die Luckenwalder für die lebensrettende Bier-Ausleihe.
Als drei Stunden später endlich alles aufgebaut und "eingerichtet" ist, sind wir eigentlich ganz zufrieden mit uns und der Campingwelt und finden, dass wir gut ausgestattet sind. Bis die Jungs gegenüber mit dem Anhänger kommen und erstmal den Kühlschrank abladen.
Wer einen Kühlschrank mit hat, braucht selbstverständlich einen Generator, für den Sitzkomfort die komplette Bierbankgarnitur mit Auflagen und passender Tischdecke, einen großen Grill (und eine Grillschürze!) und für den gesunden Schlaf richtige Matratzen. ...Ooookäiii... Während wir noch fasziniert und zugegebenermaßen ein bisschen neidisch rüberstarren, parkt auf dem Claim neben uns der LKW. ... Was da jetzt alles drauf war, wissen wir nicht, denn kurz danach hält direkt vor uns das Feuerwehrauto, das praktisch eine fahrende Schrankwand ist. Unseren Neid können wir nur im Zaum halten, weil wir uns gegenseitig versichern, dass so ein altes Auto sehr arbeitsintensiv ist, dauernd ist etwas kaputt und man muss dran rumfrickeln......man kacken wir ab mit unserem Lidl-Klappgrill und dem vergessenen Grillbesteck.
Camper-Alltag
Die Nacht war Dank eines sehr gemütlichen Lagerfeuers und vor allem Dank eines Trommel-Marathons in unserer Nähe sehr kurz.
Mein herzallerliebster Trommelfreund, ich sage es dir nur sehr ungern und ich hoffe, du kannst die Wahrheit ertragen: Mit nächtlichem Trommeln von Mitternacht bis 5.00 Uhr morgens macht man sich keine Freunde. Oder waren das indianische Trommeln, die uns schöne Träume bescheren sollten? In diesem Fall musst du noch sehr viel üben. ... BITTE, übe, damit wir im nächsten Jahr schlafen können. Oder sag uns wo du dein Zelt aufschlagen willst, damit wir uns möglichst weit weg stellen könnne. ... Ich denke ihr findet uns im nächsten Jahr im Wald.
Letztendlich wird Schlaf aber auch überbewertet. Wir sitzen bereits um 9.00 schon wieder beim Frühstück (süßes selbstgebackenes Hefebrot, Schokocreme, Toast, Pide, Salami und Käse) und versuchen unsere vielen Pläne für den Tag zu organisieren. Der Plan beim Fußball mitzuspielen wird relativ schnell beerdigt, da sich nicht genügend Spieler finden. Außerdem fehlt eigentlich auch die Zeit, da wir ja noch unsere Topfschlagen/Spenden-Aktion machen wollen. Der Hecht will auf den Grill und braucht Feuerholz. Fotos müssen gemacht werden. Die Band kommt und wenigstens Jeff will über den Platz gehen. Und dann ist ja auch schon Abend und das Konzert beginnt.
Und genau das ist auch alles passiert.
Fotos: flickr.com
Nachlese:
Warum hat mich keiner darin erinnert, mir den Tag nach Potstock noch frei zu nehmen???? Es war sehr mühevoll heute den Kopf nicht auf die Tastatur fallen zu lassen. Aber der leichte Muskelkater, der sich so fast überall breitgemacht hat, und die bleiernde Müdigkeit, die ständig an meinen Lidern zieht, halten mich nicht davon ab, mich noch schnell zu bedanken:
Ganz lieben Dank an alle Topfschläger und Spender: Wir haben in unserer Spendendose tatsächlich 227,66 €!!! Die Topfköpfe runden diese Summe auf 250,00 € auf. Wem dieses Geld zu gute kommen wird, müssen wir jetzt erst noch ermitteln. Noch ist ja das Wasser ja da und das Ausmaß der Hochwasserschäden noch gar nicht klar. Insofern werden wir jetzt mal ein bisschen abwarten und sind für Vorschläge offen. Wer also selber jemanden kennt, der betroffen ist oder sonst einen Vorschlag hat, nur zu, schreibt uns. Sollte sich keine Einzelperson finden, werden wir eine entsprechende Organisation aussuchen. In jedem Fall werden wir uns Mühe geben und das Geld auch wirklich in die Richtung lenken, für die wir auch gesammelt haben. Wenn es so weit ist, werden wir Euch informieren. Ja, und dann noch herzlichen Dank für die echt liebe Aufnahme in Eure Kreise. Das ist ja auch nicht selbstverständlich. Wir haben an diesem Wochenende eine Menge total netter Leute kennengelernt und so viel positives Feedback erhalten. Damit hatten wir nicht wirklich gerechnet und sind entsprechend überwältigt.