Pothead in Nürnberg und Aschaffenburg 19. + 20. Mai
Ist ja nicht so, dass ich es nicht gewusst hätte, aber dann empört es mich doch: 7.30 Uhr treffen wir Brad am Pothead-Sprinter. Pfffff.....
FlickrWenn es dann mal gleich losgehen würde. Nee, nee: Mit dem Sprinter zum Pothead-Büro, Merch und Jeff einladen und dann zum Studio. Dort warten Steffen Klimt und Robert und das Equipment muss geladen werden. Das ist Viecherei, weil alles über eine kleine Kellertreppe gebuckelt werden muss. Da ist selbst Zugucken ist schon anstrengend. Etwa eine Stunde später düsen wir durch Berlins Mitte Richtung Autobahn, wohlwissend, dass irgendwo schon die Klimakleber lauern. Auf der Gegenfahrbahn Dominikus-/Ecke Hauptstr sitzen sie und die Polizei müht sich ab, sie wieder los zu bekommen. Auch die Autobahnabfahrt auf der Gegenfahrbahn ist schon blockiert. Uns schwant Böses... Aber unser Timing ist vorzüglich, wir kommen noch genau bis zu unserer Ausfahrt. 1, 2 Minuten später und wir hätten im Stau gestanden. Glück gehabt. Ein schwieriges Thema. Wenn wir das Klima schützen wollen, sollten wir gar nicht erst fahren.
Kein Pothead-Konzert in Nürnberg oder sonst wo. Das hieße aber auch, dass eine Menge Leute heute und morgen kein Geld verdienen. Eigentlich dürfte es diese Jobs in diesem Umfang gar nicht mehr geben. Eine ausgefallene Rammstein-Tour kostet gut 1000 Leuten (eher mehr) den Job, würde aber sicher eine Menge CO2 einsparen. Und so ist es mit vielen Branchen. Auf der anderen Seite, wenn das Klima erstmal richtig abkackt, dann ist es unser kleinstes Problem, ob wir einen Job haben oder nicht. Liebe Klimakleber, wenn ihr uns schon alle in unserem Alltag behindert, dann verteilt doch wenigstens Flyer mit Tipps, was der Otto-Normalverbraucher in seinem eigenen Alltag tun kann um etwas für die Umwelt zu tun. Nur mit Pöbeln und Nerven erreicht ihr niemanden. Mit diesen und vielen anderen Gedanken beschäftigt vergeht die Zeit wie im Flug und wir sind früher als gedacht in Nürnberg. Im Hotel können wir freundlicher Weise früher einchecken. Es ist ein Ramada, was dazu führt, dass bis in die Nacht hinein immer jemand ein "Ramala..." in den Raum wirft und ein "Dingedingedong" zurückbekommt. Auf der Rückfahrt mit mehr Leuten und mindestens 5 Tee im Kessel, endet der Song bei uns mit einem verheerenden „Schuhuhuhu...“ Im Hirsch kommen wir Punkt 14.00 Uhr an. Hier herrscht allerdings eine südländische Ruhe.
Die Bühne ist noch vom Vorabend bestückt, die wenigen Leute sind selbst grade erst angekommen. Der Nürnberger Nahverkehr wird bestreikt, alles geht heute langsamer. Das wird auch noch Tontechniker Lutz merken, der von woanders mit dem Zug anreist - der dann auch nicht so fährt, wie er soll - und vom Bahnhof ja noch zur Halle muss. Unvermeidbar, er kommt viel später als beabsichtigt. Das schmerzt doppelt, weil er heute mit einem fremden Pult arbeiten muss und eigentlich die Zeit gerne zum eingrooven gehabt hätte. Unsere so schön eingesparte Zeit von der Anfahrt verpulvert also im Laufe des Nachmittags. Am Ende fängt der Soundcheck um 18.15 Uhr an. Da sieht die Halle noch nach Schlachtfeld aus und der hauseigene Lichtmann hängt immer noch unter der Decke und richtet Strahler aus. Um 18.55 Uhr tritt er dann das erste Mal an sein Pult, erinnert alle daran, dass eigentlich in 5 Minuten 'Get in' ist. Um 19.03 Uhr werden endlich die Absperrgitter an die richtigen Orte gestellt und Pothead spielt noch schnell einen Song, dann werden die Türen geöffnet. Wie immer wird alles gut: Das Licht ist wirklich gut - und ich bin inzwischen echt mäkelig, wenn Jürgen nicht dabei ist. Und auch der Sound ist super. Zwar gibt es den ganzen Abend "Lauter!"-Zwischenrufe, aber - sorry - es war nicht zu leise. Ich habe hinten gestanden, ich habe vorne gestanden und meine alten Punkerohren wurden gut beschallt. Außerdem gibt es inzwischen Vorschriften und damit Höchstgrenzen für die Lautstärke. In diesem Zusammenhang fällt mir ein weiteres Thema dieses Wochenendes ein: das Älterwerden. (Hört, hört! Denkschleife für Leute, die es lauter haben wollten!!!) Allerdings wurde einhellig beschlossen, auch wenn es knirscht und knackt und die Einschläge zunehmen, man muss sich dann doch mal aufraffen und zu einem Konzert quälen. Leute treffen, sich bewegen, mitgrölen, Arme hoch - auch wenn es schwerfällt - und Energie tanken. Das hat am nächsten Tag in Aschaffenburg deutlich besser geklappt. Dafür war es im Hirsch dann Backstage extrem gemütlich. Das Techno-BummBumm von nebenan konnte uns nicht stören. Bis wir dann endlich im Hotel ankamen war es so 2 Uhr. Böse Zungen werfen uns morgens beim Frühstück vor laut gewesen zu sein, aber das kann ich mir nicht vorstellen. Dafür waren wir viel zu müde. Und für klirrende Bierflaschen können wir schließlich nix, das ist ein rein physikalisches Problem.
Zum Frühstück leisten mein Mister und ich uns seit einigen Jahren immer einen Naturjoghurt mit Gedöns. Im Ramada befindet sich das Gedöns in kopfüber hängenden Spendern. Da kann man am Rad drehen - also eigentlich immer ein kleines Stück weiterdrehen - dann rieseln Nüsse, Kerne, Getrocknetes in den Teller. Man kann auch so wie ich das Rad gleich mit Schmackes fast einmal ganz rumdrehen... dann hört es nicht mehr auf zu rieseln und geht auch nicht gleich wieder zuzudrehen. Die Frau neben mir hatte viel Spaß an meinem Elend und es gab viele freilaufende Sonnenblumenkerne. Zum Trost gab es auf dem Kaffee einen bombastischen Milchschaum, der das Glas fast hermetisch abgeriegelt hat. Man konnte es kippen, ohne dass sich der Kaffee darin bewegt hat! Allerdings musste man den ersten Schluck regelrecht ansaugen. Da wir es ja bis Aschaffenburg nicht weit haben, können wir das Frühstück in aller Ruhe genießen und an 3 Kaffeemilchschäumen saugen, bis wir uns gegen 11.30 Uhr auf den Weg machen. Am Colos-Saal werden wir nach einigen Minuten Wartezeit mit einem freundlich überraschtem "Ihr seit zu früh!" empfangen. Und das trotz riesiger Baustelle direkt an der Halle.
Im Colos-Saal ist alles gut vorbereitet und wir können gleich loslegen. Mussten wir in Nürnberg den Merch-Stand sehr umständlich zusammenbasteln, weil man nirgends was so ohne weiteres an die Wände anbringen darf, ist hier die Verkaufsecke super gemacht und alles ist schnell aufgehangen. Dafür wird dann das Essen sehr spät (18.00 Uhr) geliefert. Also, das war schon lustig mit den beiden Hallen, zusammen wären sie perfekt gewesen. Auf der Bühne gibt es in beiden Hallen wieder das eine oder andere kleine Problemchen. In Nürnberg fehlt etwas, im Colos-Saal klirrt irgendwas. Die Teams sind in beiden Hallen super.
Wir freuen uns heute auf Potbert und seine Elke und auf die Sauerländer, die wir lange nicht mehr gesehen haben. Es gibt viel zu erzählen. Tatsächlich sitze ich später während des Konzerts eine ganze Weile vor der Tür und quatsche mit verschiedenen Leuten. Als ich wieder reinkomme, ist die Stimmung wirklich super. In Aschaffenburg ist man zwar nicht jünger aber offensichtlich agiler als in Nürnberg :-) Nach dem Konzert muss ich dafür sorgen, dass eine Menge Autogrammwünsche erfüllt werden. Zwei Leute haben eine ganze Sammlung an Fotos, alten Eintrittskarten, Setlisten u.s.w. mitgebracht. Potbert, Elke, die Sauerländer und Kuni kommen noch mit Backstage aber schon gegen 23.00 Uhr werden wir gebeten zu gehen. Wir stehen noch ein bisschen unten an der Bar und später auf dem Hof herum, aber hier muss man leise sein. Die alte Brauerei, die mal gegenüber war, ist nun ein exklusives Wohnhaus. Da will man seine Ruhe haben. Schön zu wissen, dass auch andere Städte zu viele Baustellen und anstrengende Nachbarn haben. Wir verabschieden uns und fahren zum Hotel, wo wir ja auch noch einchecken müssen. Robert und Steffen fahren wieder mit dem kleinen Bus. Sie sind vor uns am Hotel. Ein Blick aufs Navi sagt uns, dass wir in einer Minute auch da sind. ...
Dummerweise ist eine Minute später von dem Hotel nix zu sehen und wir müssen feststellen, dass es die Straße öfter gibt und wir völlig falsch sind! Nach gut 20 Minuten Fahrt quer durch Aschaffenburg sind wir dann endlich da und können sogar noch die kleine schnuckelige Hotelbar entern. Jeff war bereits auf dem Zimmer und ist beunruhigt: Auf seinem Nachtisch liegen Ohrstöpsel!
Die Männer bestellen alle ein Hausbier, das sich als sehr trinkbar entpuppt, ich bekomme Baccardi-Cola mit "etwas Eis". D.h. ich kann 3 Minuten lang einem kleinen Eiswürfel bei seinen Runden durch mein Glas beobachten, dann ist er weg. Bei dem nächsten Glas nehme ich dann doch etwas mehr Eis. Nützt aber nix, das war der schlechteste Baccardi-Cola, den ich je getrunken habe - aber in sehr netter Ungebung mit interessanten Gesprächen sehr nett serviert. Auch auf unseren Nachtischen liegen Ohrstöpsel. Am nächsten Morgen sehen wir, das das Hotel direkt an einem Bahnhof liegt. Anscheinend sind wir auch gar nicht mehr direkt in Aschaffenburg sondern in Hosbach. Das steht jedenfalls am Bahnhof dran. Naja, beim nächsten Mal sind wir schlauer. Aufgrund der gestiegenen Preise landen wir immer öfter in Hotels, die leider nicht mehr fußläufig zur Location sind. Da weiß man dann auch nicht so recht, was einen erwartet. Aber die Ohrstöpsel haben wir nicht gebraucht und geschlafen haben wir auch gut. Zum Frühstück gab es selbstgemachte Bier-, Rhabarber- und Tomatenmarmelade. Alles liebevoll angerichtet.
Heute geht es wieder früher los. Um 10.00 ist Abfahrt, schließlich ist Berlin nicht grade um die Ecke. Während Robert und Steffen wieder gut durchkommen und vor uns am Studio sind, fahren wir unglücklicherweise in einen Stau rein, der uns eine Dreiviertelstunde kostet. Lutz wird daraufhin Insbruckerplatz aus dem Auto gleich in die SBahn geworfen, damit er noch einigermaßen pünktlich zu seinem nächsten Job zu kommt. Robert und Steffen müssen leider wieder auf uns warten und vertreiben sich die Zeit mit Eis essen.
Auch ich seile mich am Insbrucker Platz ab, muss die Lotte abholen. Der kleine Hund ist recht empört, dass sie um diese späte Zeit (18.00) noch laufen soll und trödelt furchtbar rum. Wir kommen genau 5 Minuten vor meinem Mister zu Hause an, der ja noch durch die halbe Stadt gefahren ist, die Busse mit ausgeräumt hat und die Autos wieder tauschen musste. Ein ereignisreiches Wochenende geht zu Ende und wir sind froh am Montag ausschlafen zu können. Obwohl wir echt groggy sind, war es doch schön wieder alle gesehen zu haben und wir freuen uns schon auf das nächste Mal.
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