Pothead in Magdeburg, Altes Theater am 13.01.2024

Gut ausgeschlafen sitzen wir mit Brad und Jeff im Sprinter, fahren zum Studio und lauschen einem Gespräch über die besten Tacos-Rezepte. Am Studio wartet schon Jürgen, allerdings weniger ausgeschlafen und gutaussehend wie wir.

Seine Nacht war aufgrund einer nachgeholten Weihnachtsfeier und zu vielen Caipirinhas sehr kurz. Als nächstes fährt Steffen vor und Jürgen muss sich die gleichen blöden Witze über sein Aussehen noch mal anhören. Auch Lutz und Robert werden noch Ähnliches bemerken. Ja, wer den Schaden hat.... Damit ist jedenfalls auch klar, das mein Mister fährt.... Jürgens Müdigkeit ist ansteckend am Ende ist mein Mister der einsame Wolf im Sprinter, wir anderen schlafen und schnarchen so vor uns hin.

Ein Theater riecht anders als eine Konzerthalle. Brad und ich versuchen herauszubekommen nach was. Klar ist aber nur, dass es nicht nach Bier, Rauch und Schweiß riecht. Ich finde es riecht irgendwie nach Abenteuer. Das ist dann auch ein nicht ganz so falscher Eindruck. Zwar werden wir von ausgesprochen netten Menschen empfangen aber es fehlt an Helfern, es gibt keinen Wagen oder Karre - jedenfalls nicht für die Merchkisten - und auch keine Hängemöglichkeiten für Shirts und Poster. Außerdem ist am Stand zu wenig Platz für die ganzen Kisten. Auch das gewünschte Mischpult ist - mal wieder - nicht am Start. Das bedeutet dann auch wieder, dass der Soundcheck schwieriger ist und länger dauern wird. Mit unserem Standaufbau läuft es dann dank zweier Garderobenständer doch ganz gut. Die Poster müssen dann eben mal auf den Tischen liegen. Erstaunlicherweise stellt später keiner sein Bier darauf ab (Danke dafür!) und die Posterkiste wird fast leer werden.

Brad, Jeff und Robert haben in den letzten Wochen fleißig gearbeitet, was zu einer neuen Setliste geführt hat. Traditionell wird das Huxleys-Konzert wieder eine neue Pothead-Saison einleiten. Der heutige Nachholtermin in Magdeburg wird nun zufällig zur Generalprobe. Der neue Opener (wenn er es dann hoffentlich bleibt) kommt beim Soundcheck laut und geil. Seltsamerweise muss er aber mehrmals gespielt werden, weil es Diskussionen um Einsätze und Taktzahlen gibt. Naja, den spielen sie ja auch noch nicht so lange :-), denke ich.
Das Essen ist leider erst um 18.30 Uhr fertig. Mein Mister stopft sich schnell eines der Schnitzel in den Mund und geht dann zum Merch. Mir ist mal wieder viel zu spät eingefallen, dass ich mich um die Kamera kümmern muss und so komme ich erst kurz vorm Einlass zum Essen in diesem erschreckend optisch kaltem und langweiligen Backstagebereich. Dafür kann ich mir anschauen, was Jürgen fürs Huxleys plant. Er zeigt uns ein Video mit der neuesten Errungenschaft der Beleuchtungstechnik und einer Flamencotänzerin. Er kommt förmlich ins Schwärmen und wir sind beeindruckt. Ich plädiere noch dafür, die Flamencotänzerin mitzubuchen und lasse die Männer mit ihren Fachsimpeleien alleine. Am Merch ist gut was los. Kuni und die ganze Bande ist auch schon da, drücken und knuddeln ist angesagt. Die Halle füllt sich nur sehr langsam, nach 400 Leuten sieht das hier lange nicht aus. Am Ende ist die Halle optisch bis hinten gefüllt aber alle haben gut Platz zum Tanzen, was auch viel genutzt wird. Der Sound ist ganz gut, aber die Jungs auf der Bühne scheinen mal wieder ein Problem auf den Ohren zu haben. Das wird hinterher beim Abbau, dann auch noch diskutiert und Fehlersuche betrieben. Trotzdem wird die Setliste heute komplett abgearbeitet und die erste und zweite Zugabe gleich zusammen durchgespielt, dann ist aber Schluss. Die Leute sind glücklich, war ein schönes Konzert mit einer interessanten und coolen Setliste.
Leider wird es fast ein Problem mit den Gästen wieder zurück zum Backstage zukommen. Mit 3 Leuten muss ich diskutieren. Der Eine zweifelt meinen Bandpass an, der Zweite winkt mit leichter Panik im Blick ab: So geht das nicht, das ist nicht üblich, er muss jemanden fragen... Dieser Jemand ist der für das Haus Verantwortliche und er ist not amused über mein Anliegen. Nach längerer Diskussion mit Brads Unterstützung dürfen wir dann für eine halbe Stunde nach hinten in diesen weißen, langweiligen Backstage. Die Stimmung ist nach diesem Aufriss etwas seltsam. Ich verteile Bier, verlasse mich auf Rolands gute Vibes, unterdrücke den Drang etwas an die Wand zu malen und gehe meinem Mister beim Standabbau helfen. Schließlich sollen wir ja hier möglichst schnell verschwinden, weil schnell Feierabend gemacht werden soll. Als wir fertig sind, sitzen Backstage alle mit guter Stimmung bei Brad, Jeff und Robert in der Garderobe. Im weißen Raum hat sich das kleine intellektuelle Kolloquium gebildet, bestehend aus Steffen und Lutz, Jule versucht sich anzubieten um aufgenommen zu werden. Meine nächtlichen intellektuellen Möglichkeiten werden extrem von den weißen Wände und dem Gedanken an den Edding im meiner Tasche blockiert. Außerdem steht am Hinterausgang schon der Herr Hausverantwortlicher und guckt streng. Wir nehmen die vollen Bierkästen und gehen raus. Der Moment der Trennung ist gekommen: Die einen werden in Kunis Camper versacken, wir machen es uns in der Hotel-Lobby vor dem kalten Kamin gemütlich - genug Bier haben wir ja mit. Jule haben wir auch mitgenommen. Sie schläft im selben Hotel und hat ihr Zimmer leider schon gesehen. Im Gegensatz zur Lobby ist ihr Zimmer im 2. Stock wohl sehr 'angestaubt' und auch nicht wirklich sauber. Wir bekommen einen Schlüssel für den 3. Stock und hoffen, dass das auch eine Niveausteigerung bedeutet. Tatsächlich ist es ganz ok, modisch ein wenig auf der Strecke geblieben und zu genau darf man auch nicht hinsehen, aber es ist ok. Außerdem macht ein Schild darauf aufmerksam, dass aus Gründen der Nachhaltigkeit in diesem Hotel die Zimmer nur noch alle zwei Tage sauber gemacht werden. ...
Ich träume wildes Zeug von einem Hotel, dass sich als Stundenhotel entpuppt. Aus Ärger darüber zünden wir das Essen an. Um 8.00 Uhr werde ich wach, weil mich ein Hüngerchen plagt. Mein Mister riskiert auch einen Blick ins feindliche Leben und brummt was, was auch nach Hunger klingt. Was solls, machen wir mal was zumindest für mich ganz Ungewöhnliches und stehen gleich auf. Wir sind die ersten im Frühstücksraum. Ein völlig neues Erlebnis. Allerdings werden wir 10 Minuten später die einzigen anderen Gäste kennenlernen. Ein Ehepaar, das den Tag davor völlig alleine das Frühstücksbuffet plündern dürfte. Heute müssen sie teilen, was sie sehr erfreut, so ganz alleine hier zu sitzen war ihnen doch komisch. Ich werde höflich ausgefragt. Wieviel wir denn sind, wo wir gestern Abend gewesen sind, was für Musik die Band macht und wie die Band denn heißt.... Als ich "Pothead" sage, gibt es erst noch eine Nachfrage, wohl weil sie meinen sich verhört zu haben, dann bricht das Gespräch aber ab und ich kann endlich meinen inzwischen kalten Kaffee trinken. (Wie wäre wohl ihre Reaktion gewesen, wenn die Band die Toten Crackhuren im Kofferraum gewesen wären?) Der sehr freundliche und fleißige Italiener, der sich heute um das Buffet kümmert, bietet uns Rührei an und bringt uns eine große Platte "... damit das auch für alle reicht." Mein Mister macht ein Foto davon und schickt das den anderen als Anreiz aufzustehen. Klappt hervorragend. Als erstes kommt Jürgen. Ein bisschen ausgeschlafener und mit mehr Farbe im Gesicht als gestern. Mein Mister freut sich, er muss nicht zurückfahren.
14 Tage noch, dann sehen wir uns schon wieder mit großem Brimborium und 4 x so viel Publikum im Huxleys. Bis denne!

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