Pothead in Hamburg am 25.11.2023, natürlich in der Markthalle

Hamburg, meine Perle! Das erste Mal seit gefühlten Jahrzehnten fahren wir von Berlin nach Hamburg in einem Ritt durch - ohne Stau und Baustelle. UNFASSBAR!!!!!

Dafür nehmen wir das wirklich rotzige Herbstwetter mit Graupelschauern in der Brandenburgischen und Mecklenburgischen Pampa gerne in Kauf. Zumal kurz vor Hamburg der Himmel wieder aufreißt und - genau wie morgens in Berlin – vom blauen Himmel die Sonne scheint. Es ist noch nicht einmal halb 3 und damit zu früh, aber Chris ist schon da und lässt uns rein. Die Ladesituation vor der Markthalle ist das einzige Manko an dieser Location. Man muss an einer Bushaltestelle auf dem Gehweg parken, wenn man nicht das ganze Equipment hundert Meter weit über Parkplatz und Gehweg transportieren will. Also in aller Eile beide Autos ausladen, um die Ecke auf den Parkplatz fahren und dann schnell rein ins Warme.

Mein Mister macht Druck. Wir müssen uns beeilen, um 19.00 Uhr ist Einlass und wir wollen ja auch noch was essen, im Hotel einchecken und Freunde treffen, also schnell, schnell.... Es folgt ein unentspannter Merchstand-Aufbau. Wir stehen uns oft im Weg und haben einen grundsätzlich entgegengesetzten Arbeitsablauf. Aber so machen wir das seit 40 Jahren und sind daran gewöhnt. Es soll Paare geben, die sind da harmonischer. Fertig werden wir aber trotzdem und das Ergebnis ist auch zufriedenstellend. Um 17.00 Uhr hetzen wir zum Hotel. Das ist gleich auf der anderen Straßenseite neben der Markthalle und eine Woche vorher erst eröffnet worden. Alles chicki aus Holz und anderen nachhaltigen Materialien, viel hässlicher Beton. Die haben sogar eine Etage, da kann man für 19.00 € campen. Das finde ich cool und würde mir das eigentlich gerne mal ansehen, aber der Mister hat es eilig. Kurz die Tasche ins Zimmer geschmissen und gleich wieder los, damit wir essen können, bevor unsere Freunde kommen.
Essen gibt es erst um 18.00 Uhr. Mein Mister wundert sich, weil das doch recht knapp ist, wenn um 19.00 Uhr schon Einlass ist. Während wir schon im kalten Buffet rumfingern, ist der Soundcheck zu Ende und alle kommen hoch zum Essen. Mein Mister quatscht gleich alle voll, von wegen nur noch wenig Zeit und so. Er erntet allgemeine Verwunderung, schließlich ist bis zum Einlass um 20.00 Uhr doch noch genug Zeit.... Ich denke mir meinen Teil und versuche von dem vorzüglichen warmen Roastbeef möglichst dünne Scheiben abzuschneiden.
Gleich nachdem sich die Türen geöffnet haben, wird der Stand und mein Mister belagert. Grosses Hallo nach allen Seiten, eine Menge bekannte Gesichter können wir begrüßen. Alle sind voller Vorfreude.
Über das Konzert brauche ich nichts schreiben, weil ich fast alles aufgenommen habe. (Momentan fehlt es noch an Zeit, aber Anfang nächsten Jahres werden wir Youtube überfluten mit Pothead-Live-Videos) Der Abend wird jedenfalls eine würdige Jahresabschlussparty, die wir Backstage weiterfeiern. Hier gilt leider: Wer sich erinnern kann ist nicht dabei gewesen. Mein Mister hat eine Flasche sehr leckeren Rum dabei, die an diesem Abend einen würdigen Tod stirbt. Am nächsten Tag entdecke ich auf meinem Handy einige sehr seltsame Fotos, deren Entstehung ich mir nicht erklären kann. Die Motive taugen zwar nicht dazu, sich von den Protagonisten die Rente aufbessern zu lassen, werfen aber Fragen auf.
Auch dieses Jahr feiert die Markthallen-Crew gerne mit uns mit und so ist die Nacht schon wieder recht fortgeschritten, als wir endlich in unserem Zimmer sind. Mein Mister stürmt gleich mal auf ein an der Wand hängendes Holzbrett zu, weil er endlich wissen will, was das eigentlich ist. Die Frage ist schnell geklärt: Wäre es ordentlich angebracht, wäre es ein Tisch. Aufgrund viel zu kleiner Schrauben und irgendwelchen Murksdübeln ist es einfach nur ein Stück Brett, das sich bestenfalls für einen Rock'n'Roll-Moment für Arme eignet. Mein Mister lehnt das naturgeölte Holzbrett schimpfend an die Wand und ist 3 Minuten später eingeschlafen.

Um 8.00 klingelt das Handy. Jeff ist dran, er sucht seine Tasche. Mein Mister murmelt was, was wie 'Nein, keine Ahnung' klingt und legt wieder auf. (Oh, blöde Formulierung, old school, was schreibt man, wenn man ein Handy-Gespräch beendet?) Später, als Jeff wie das blühende Leben frisch in den Frühstücksraum kommt, stellt sich raus, dass sein Koffer die letzten Stunden auf dem Hoteldach verbracht hat. Dort gibt es eine Rooftopbar, die Jeff mit einigen anderen noch aufgesucht hat. In Berlin wäre beim Auffinden eines besitzerlosen Koffers sofort das Sprenkomando gekommen - wieder so ein verpasster Rock'n'Roll-Moment.
Während Jeff nach seinem Anruf gleich wieder einschläft, sind der Mister und ich nun wach und gehen nach ein paar sinnfreien Streck- und Dehnübungen runter in den Frühstücksraum. Der Weg dauert ziemlich lange. Das Hotel ist voll. Der Flur, in dem sich der Fahrstuhl befinden, ist extrem klein und die Türen zum Flur gehen nach innen auf. Steigen Gäste aus einem Fahrstuhl aus, müssen sie geschickt um die herumtanzen, die in den Fahrstuhl einsteigen wolle. Sind dann noch Koffer im Spiel, die Flurtüren werden geöffnet und es kommt noch ein zweiter Fahrstuhl, dann lernt man Leute näher kennen als einem lieb ist. Für früh am Morgen ist das schon ganz schön viel, wenn man wie ich zu den Menschen gehört, die die Sonne noch nie haben aufgehen sehen.
Wir ergattern den letzten freien Tisch im Frühstücksraum, in dem eine große Unruhe herrscht. Gefühlt die Hälfte der Gäste rennt durch den Raum, vor der Kaffeemaschine ist eine Schlange, ein richtiges Buffet ist nicht zu sehen. Ich bin verwirrt, habe aber grosse Ambitionen irgendwie zu meinem Frühstück zu kommen. Den Käse habe ich schon gefunden. Die Brötchen stehen 5 Meter weiter in einer anderen Ecke neben der belagerten Kaffeemaschine. Zur Marmelde geht es in die andere Richtung zwischen den ganzen Tischen durch. Im Vorbeigehen werfe ich meine ersten Jagderfolge meinem Mister zum Frass vor und eile weiter. In der Nähe der Marmelade an der Bar finde ich auch Joghurt und Früchte und eine unbeachtete Kanne Filterkaffee. Nachdem dritten Gang durch den Raum, in dem es auch Schaukeln und grosse Sitzkissen gibt, frage ich entnervt die Hipstertante an der Bar wo ich den Aufschnitt finde. .... Fataler Fehler! .... Ein unglaublich verständnisloser Blick trifft mich, ich möchte mich sofort und auf der Stellle auflösen, ohne zu wissen warum. "DAS IST EIN VEGETARISCHES HOTEL"
Oh ... mein... Gott.... wie konnte mir das entgehen! Räume, die nur für Leute bis zu einem gewissen Körperumfang nutzbar sind, kraftlose Dübel, nackte Betonwände, Schaukeln, die gewollte kilometerlange Jagd nach den einzelnen Frühstückskomponenten, die große Bar mit dem Smothie-Mixer in dem viel zu kleinen Frühstücksraum, ein vereinsamter Filterkaffee, während der Hipsterkaffee in unaufhörlichen Strömen aus der Edelstahlmaschine läuft.... Ich habe die Zeichen nicht erkannt. Gut, ich kann mit Marmelade, Joghurt und Käse gut leben, aber wie bringe ich das den Männern bei? Zum Glück kann man ein ganz passables Rührei bestellen, das tröstet. Von dem fehlenden Speck lenken wir geschickt ab, in dem wir unsere kleinen Weihnachtsgeschenke verteilen.

Ein wirklich schönes aber auch anstrengendes Pothead-Jahr geht zu Ende. Neben der Arbeit nun wirklich jedes Pothead-Konzert zu begleiten und dann auch noch den Merchstand zu betreuen (mit Vor- und Nacharbeiten), das ist dann doch ganz schön viel. Da ist der eine oder andere Bericht auf der Stecke geblieben und unsere Website muss auch mal wieder auf den neuesten Stand gebracht werden. Wir geben uns Mühe, das alles zeitnah aufzuarbeiten.

Schöne Feiertage und kommt gut ins neue Jahr! Rock on!

Fotos auf Flickr!