Pothead in Halle

Das Ende vorweg: Gratulation an die Veranstalter Rockpool e.V.! Location toll (Peißnitz-Bühne), Leute total nett (allgemein als Hallenser bekannt), das Konzept hat uns überzeugt. Das war ein gut organisierter Abend, der uns viel Spass gemacht hat. Darum wird dieser Text auch richtig lang, also Lesebrille aufsetzen, damit ihr nicht so lange kneisteln müsst:

Gut erholt von fünf Tagen Nordsee-Urlaub haben mein Mister und ich uns spontan dazu entschlossen, in Halle vorbeizugucken und Pothead for free zu erleben. Die Freie-Fahrt-für-freie-Bürger-Anfahrt über die schöne dreispurige Autobahn hat uns schon mal sehr begeistert, wo wir doch erst gestern für 400 zweispurige Kilometer fast 6 Stunden gebraucht haben dank 9 Baustellen! In Halle wird's dann aber schwierig – viel Platz für eure Straßen habt ihr nicht. Kaum zeigte das Navi die nächste Abzweigung an, war sie auch schon wieder vorbei und wir schneller aus Halle wieder raus als wir wollten. Unsere Unterkunft begeistert durch das benachbarte Abrisshaus und den dezenten Charme einer Monteurwohnung. Dem Ostcharme der Einrichtung bin ich begeistert wohlgesinnt, allerdings folgt dann auch gleich die Erkenntnis, dass Plaste und Elaste aus Schkoppau nicht ewig hält: bei der ersten Berührung gibt die Klotürklinke den Geist auf und zerbröselt. Wäre ja nicht schlimm aber im Bad steht bereits ein Rasierpinsel nebst der dazugehörigen privaten Utensilien. Das macht uns darauf aufmerksam, dass es hier noch ein bewohntes Zimmer gibt. Okayyyy ... Egal,wir sind ja nur kurz zum Schlafen hier.

Dafür ist das Festivalgelände ganz in der Nähe. Der/die/das Peißnitz (Hallenser hilf!) ist ein schöner Park und ein schönes Bühnengelände àla Wuhlheide (hier hilft der Berliner: die Wuhlheide). Siggi, Jeff und Nick sind bereits da, gucken aber alle ein wenig bedrömmelt aus ihren verschlafenen Augen. Die Nacht nach dem Cottbus-Konzert war wohl extrem kurz. Der Standaufbau geht daher auch sehr gemütlich von statten und unsere Unterstützung beschränkt sich ersteinmal auf das Vernichten der Biervorräte. Die erste Band Racy Rock hat die undankbare Aufgabe, das noch sehr spärlich vertretene Publikum aufzuwärmen. Sie erfüllen diese Aufgabe mit ambitioniert vorgetragenen Glamrock ala T-Rex. Während Nick und Jeff schon mal ein paar Autogrammwünsche bedienen, hat Siggi bereits die ersten Kunden.

Der Yeah, Yeah, Yeah-Schlachtruf des Sängers der nächsten Band Caroozer läßt uns erneut aufhorchen. Es folgt anständige Headbangermucke (an der auch die Kinder viel Spaß haben- gute Sozialisierung!!!). Als Bonbon gibt es denn auch noch die Jungesellen-Abschiedestaufe eines Rosa Hasen (dickes Puschelschwänzchen, kleine Ohren, kurze Hosen).

Inzwischen füllt sich der Merchstand. Besuch aus Dresden ist da und Siggi begrüßt in Minuten Abstand Bekannte. Nebenbei werden die Fragen L oder doch lieber XL möglichst schonend geklärt. Dann entert auch schon eine Ramones-Coverband die Bühne: die Animal Boys. Der Reaktion nach zu urteilen geschieht dies wohl extra für Siggi! :-) Der Beat, die langen Beine und die Pose des Sängers stimmen. Und so langsam füllt sich auch die Location. Es riecht gut nach Bratwurst, das Bier schmeckt, die ersten Flaschen gehen zu Bruch und es ist immer noch angenehm warm. Alles gut.

Mit den Dresdnern unterhalten wir uns über die zu diesem Zeitpunkt noch etwas mäßige Zuschauerzahl und bekommen dann die schöne Geschichte von einem Pothead-Konzert in Zwickau zu hören, zu dem außer 10 Dresdener noch etwa 8 Zwickauer gekommen waren. Na ein paar 100 mehr sind es jetzt schon.

Die Meinungen über die Vorbands gehen weit auseinander, aber es ist auf jedenfalls nett, Regionales um die Ohren gehauen zubekommen. Da ich diesen Text schreibe, erkläre ich jetzt mal ganz Putin-mäßig die letzte Band zum Sieger dieses inoffiziellen 'Talentwettbewerbes'. Der Sänger von ZOEs IDOL hat eine tolle Stimme, ist witzig und macht ne gute Show, seine Mitstreiter sorgen für einen rockig-krachigen Sound. Also: kauft die CD. Gibt's für 10 € oder auch für 8, wenn die Jungs gute Laune haben.

Achja! Pothead wollen dann ja auch noch spielen :-) Der Platz hat sich gut gefüllt, die Stimmung ist toll. Ein kleiner Mob in der ersten Reihe entert die Bühne zum Vortanzen. Lustige Aktion, die dann aber doch nach einem halben Song wieder aufgelöst wird. Vor der Bühne wird weiter gefeiert und kräftig abgerockt, während über der Bühne ein wunderbares Sternenzelt zu bewundern ist. Leider ist Nick's Fuß noch nicht fit genug für ein dreistündiges Konzert – das wäre der Abend dafür gewesen.

Fotos: flickr.com