Pothead in Dresden
Nebel, Nebel ,Nebel aber kurz vor Dresden durchbrechen wir die Nebelwand, der Himmel ist plötzlich strahlend blau und die Sonne scheint uns voll in die Augen. Wenn das mal kein gutes Omen ist ...
Das Quartier haben wir diesmal etwas teurer gewählt, dafür ist es auch Senioren gerecht eingerichtet: Die Sessel haben Rollen, so dass man auf dem tollen alten Parkettboden wunderbar durch das gut 30 qm große Zimmer sausen kann. Die Dusche ist riesig und es steht ein Hocker drin. Sehr praktisch, wenn man Alkohol durchtränkt nur noch von einer kalten Dusche wiederbelebt werden kann. Als wir allerdings unser Frühstück für 10.00 Uhr bestellen wollen, bricht die Wirtin zusammen: maximal 9.00 Uhr, das wäre dann aber schon sehr spät, fügt sie tadelnd hinzu. Pffffff ...
Der Weg zum Schlachthof ist kurz und die Location echt schön. Wir kommen grade richtig. Die Pothead-Crew ist mit dem Essen fertig und spendet die Reste den ebenfalls anwesenden zwei Hunden und der einen Katze. Kater Gustav ist sehr süß und belegt völlig selbstverständlich einen der Sessel im Backstage. Später wird er uns am Stand besuchen und die kurzfristig abgestellten Becher der Autogrammjäger abchecken.
19.30 Uhr, Einlass. In Berlin stürmen alle gleich an den Merchstand und kaufen wild drauf los, um danach die Plätze in der ersten Reihe zu belegen. In Dresden ist man
da verhaltener. Zwar scharwenzelt man so am Stand vorbei und checkt schon mal das Angebot, aber dann geht man – in die total schöne – Raucher Lounge oder steht cool an der Absperrung vom Mischpult. Der Sachse an sich scheint wesentlich relaxter zu sein als der eilige Berliner.
Mein Mister und ich sind heute mit neuen Kameras am Start und müssen uns erstmal an das Handling gewöhnen. Darum fällt Pophead auch erst beim vierten Song auf, dass er das Mikro nicht angemacht hat und die Videos bisher einfach nur gut aussehen. Ich hadere zwischenzeitlich mit einer seltsamen Display-Anzeige, von der ich nicht weiß, wie ich sie hergezaubert habe und daher auch nicht wegbekomme. Der Security-Mann an der Bühne wiederum quält sich mit der Frage, wie lange er wohl an seinem Platz wird ausharren müssen. Als ich ihm sage wieviele Songs auf der Setliste stehen, ist ihm wohl klar, dass er seine Verabredung etwas nach hinten schieben muß. Damit sind wir dann aber auch die Einzigen, die irgendwelche Probleme wälzen. Im Publikum geht der Mob ab, eine mutige Seele übt sich zweimal mit einer vorherigen Kletterpartie auf dem Absperrgitter im Crowdsurfen und scheucht damit den armen Security-Mann auf, der sich schon auf einen ruhigen Job eingestellt hatte. Beim zweiten Mal waren wir uns aber nicht so sicher, ob die Surfer-Aktion erfolgreich war. Sah eher nach Bauchklatscher aus. Gebt mal ne Rückmeldung. Auf der Bühne herrscht auch der Spaßfaktor vor. Obwohl Jeff von einer Erkältung genervt wird, ist er bester Laune. Nick kann das erste Mal seit Monaten endlich wieder ohne Krücken laufen. Der Abend zeigt dann aber, daß er wesentlich schneller und besser Schlagzeug spielen kann als laufen.
Trotzdem ist er nach dem Konzert der Erste am Merchstand und gibt mit Jeff zusammen fleißig Autogramme. Um die Autogrammsammlungen zu vervollständigen, rennt Pophead alle fünf Minuten in den Backstage um Brad's Unterschrift zu holen, der dort noch ein wenig chillt. Als Kollege Baumhead aber den guten polnischen Vodka (mit Grashalm) aus der Tasche holt um auf den ersten Geburtstag der Topfköpfe anzustoßen, ist auch Brad plötzlich da. Der Strom der Freunde, Bekannten und Unbekannten, die Fotos und Autogramme oder einfach nur quatschen wollen, reißt nicht ab. Die Security wird langsam nervös, wollten sie doch eigentlich bereits auf dem Heimweg sein ...
Es ist halb zwei, als wir alle in mehr oder weniger seltsamen Laufstilen den Schlachthof endlich verlassen. Nur Nick wirkt beim Gehen irgendwie entspannter. ...
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