Mit Pothead nach Halle und Bad Salzungen

Fahrzeit Berlin-Halle: zwei CDs. Kurz vor Halle fährt plötzlich eine gut gepflegte Rennpappe vor uns, stinkt immer noch wie früher und hat einen leichten Linksdrall, der sich durch den schwergewichtigen Riesen auf der Fahrerseite erklärt. Ade Trabi, wir verlassen die Straße des Friedens und entern das Hotel. Diesmal große Kette mit einer Menge schwarzer Managerautos auf dem Parkplatz. Also eine ganz andere Welt als im letzten Jahr. Aber diesmal müssen wir hier auch schlafen. Morgen fahren wir mit Pothead weiter nach Bad Salzungen.

Eine halbe Stunde später sind alle eingetroffen und wir gehen erst einmal essen im Kartoffelhaus. Wildschweinroulade und Megaschnitzel stehen auf dem Programm. Untermalt wird das Ganze von Wendemucke der Skorpions und bis eben längst vergessenen Popperlen. Aber das musikalische Niveau wird ja heute noch steigen. ...

Die (der, das?) Schorre entpuppt sich als sehr schöne frisch renovierte Location. Auch die anfänglich sehr schwierige Frage, wo Siggi den riesigen Merchstand aufbauen kann, wird nach langen Diskussionen zufriedenstellend geklärt. 19.03 Uhr – langsam wird's eng. Um 20.00 Uhr ist Einlass und die Jungs haben noch nicht mit dem Soundcheck begonnen. Und die Leiter steht noch rum. Wie immer. Egal wo man ist, auf den Fotos vom Soundcheck steht immer eine Leiter vor der Bühne.

Genau eine Stunde später: ich sitze alleine im Backstage, Siggi und mein Mister sind am Stand, der Rest ist chillen, rauchen, umziehen. Alles im grünen Bereich.

Die Schorre ist angenehm gefüllt, als es endlich losgeht. Jürgen und Steffen haben ganze Arbeit geleistet: Licht und Sound sind super. Nach einer kleinen Einschwingzeit nimmt auch die Stimmung Fahrt auf und ist nach hintenhin sogar noch steigerungsfähig. Dafür gibt es dann auch noch eine extra Zugabe.

Während die Jungs fleißig Autogramme geben, kann der Abbau langsam voran gehen. Kai übt sich erst in meditativem Ausbessern von Kartons und zelebriert dann mit gleich drei vollen Tellern das mitternächtliche Abendmahl. Steffen schüttelt wieder Reime, Jürgen erzählt Geschichten und Brad sucht den Ausgang, was ihn auch eine Weile beschäftigt.

Um 2.00 Uhr ist Schicht im Schacht und wir horchen an der Matratze.

Hotels sind für mich ja Orte, die ich lieber meide. Zu viele Reglementierungen, zu viele Hausgeister und seltsame neumodische Erfindungen, die keiner bedienen kann. Und so beginnt der Morgen mit dem Versuch das Duschgel aus der an der Wand befestigten Flasche zu bekommen. Nachdem ich fast die ganze Halterung aus der Wand gerissen habe, stelle ich fest, dass ich eigentlich nur die eine Hand drunterhalten und mit der anderen Hand die Flasche ganz normal drücken muss. Das Leben kann manchmal doch sehr einfach sein. Die Duschgelflasche wird allerdings zum Gesprächsthema am Frühstückstisch, genauso wie zu fluffiges oder zu wenig Haar und fehlendes Haargel. Mein Mister ist raus – bei ihm flufft nix mehr und Haargel ist auch nicht mehr sein Thema. Das Frühstücksbufet ist ganz hervorragend und so fahren wir gut gelaunt in Richtung Bad Salzungen. ... Nach gefühlten 1100 Kurven erreichen wir den Landgasthof. Von dem ständigen rauf und runter, links und rechts bin ich wieder todmüde. Eine Dreiviertelstunde bleibt für ein Mittagsschläfchen. Um 15.15 Uhr treffen wir uns wieder an den Autos – fast alle unmotiviert und müde. Ist nicht immer gut, wenn man Zeit für eine kleine Pause hat.

Im Pressenwerk herrscht noch Chaos. Zum Teil wird noch abgebaut, zum Teil aufgebaut, jetzt kommen wir noch mit den gefühlt 3 Millionen Kisten, Kartons und Cases. Die Hütte ist voll, was fehlt ist das Essen. Da der bestellte Caterer nicht auffindbar ist, wird nach einer Weile Wartezeit Pizza geordert, 10 Minuten später ist der Caterer da – mit vorzüglichem Auflauf, Buletten, Sauerbraten, Klößen und Rotkohl. Während wir noch schmatzen kommt die Pizza. ...

Hier im Pressenwerk gibt es eine Galerie, von der aus ich auf die Bühne gucken und Paparazzifotos machen kann. So kann ich beobachten, mit welcher Hingabe Robert seine Sticks sortiert. Dauert eine Weile bis jedes einzelne Stück seinen Platz hat. Das passt gut zu seiner eleganten Art zu spielen. In Halle waren die Meinungen zum Schlagzeuger nicht so unterschiedlich wie in Potsdam. Die neuen Akzente, die Robert setzt, kamen gestern bei allen super an.

So, Soundcheck ist durch, alle Plakate und Shirts hängen, die ersten Bierchen werden gezischt (Rhöner LandPremium - lecker!) -19.40 Uhr: wir sind soweit, ihr könnt kommen ...

23.15 Uhr: Whow! Wie seit ihr denn drauf? Also, hier in Bad Salzungen versteht man es Party zu machen. Gleich von Anfang an war gut Bewegung in der Menge, später mussten die Kinder gesichert werden und wurden von ihren Eltern widerwillig in die hinteren Reihen verbannt. Zum Trost gibt es nach dem Konzert auf jedes Kleidungsstück und jeden Fetzen Papier ein Autogramm. Auch Robert muss fleißig schreiben und es gibt jede Menge begeisterte Kommentare. Jeff wird noch lange am Biertisch mit den Fans Schwätzchen halten, im Backstage sind Brad, Jürgen und Steffen mit kleinen politisch/sozialen Erörterungen der Weltlage beschäftigt. Siggi ackert an ihrem Stand und Kai geht seine frisch ausgebesserten Kisten einpacken. Um 1.30 Uhr bauen mein Mister und ich endgültig ab (also mental!). Da bereits alles eingeladen ist, entern wir das eine Auto und fahren zurück zum Hotel.

Zum Frühstück treffen wir uns diesmal an einem Tisch, der komplett gedeckt ist. Ist zwar nicht so üppig ausgestattet wie das Buffet gestern, dafür muss man nicht 50 Meter um Tische rennen um sein Essen einzusammeln. Finde ich nach zwei Tagen Konzert ganz angenehm. Während ich die 4. Tasse Kaffee trinke, wird der Aufbruch beschlossen. Rock'n Roll ist, wenn du deine 5. Tasse Kaffee alleine schlürfen musst, weil der Rest bereits schon wieder auf der Heimreise ist. Mein Mister und ich fahren noch zum Keltenbad und chillen eine Stunde in der Salzgrotte. Danach noch eine Waffel mit Pflaumenmus und auch wir düsen ab in Richtung Heimat.

Fotos: flickr.com/photos/HALLE   +   flickr.com/photos/BadSALZUNGEN