Konzert-Bericht aus dem Waschhaus Potsdam 2016

Zuweilen klingt auch Harfe schön
nur hat sie leider scharfe Höh`n
Da hören wir viel lieber Bass
Und trinken dazu Bier vom Fass
Wir haben keine Zeit für Gläser
Es fehlen uns vom Blech die Bläser
Lass Bier in die Posaune laufen
dann kannst du je nach Laune saufen
Doch Brad dem Sänger gelang
manch wunderbarer Liedgesang
Nun applaudiert dem Liedersänger
dann spielt die Band auch wieder länger

... warum wir gnadenlos vom Schüttelreim zum schlecht Gedichteten übergehen, was der ganze Quatsch überhaupt soll und warum ich mich am Sonntag wie Gunter gefühlt habe, könnt Ihr lesen, wenn ihr auf den kleinen roten Pfeil klickt...

Samstag, 15.10.16, 12.00 Uhr: »Das bisschen Haushalt ...« sagt mein Mann und fährt schon mal vor, um Pothead beim Kisten schleppen zu helfen. Ich kämpfe mich durch den halb renovierten Flur zur Küche durch und tue was getan werden muß. Ein paar Stunden später mache ich mich dann auf den Weg zu »unserem« heißgeliebten Waschhaus. Abgesehen davon, dass wir bestechlich und einem guten Cuba Libre nicht abgeneigt sind, ist das Waschhaus nun mal eine sehr schöne Location. Die Anreise ist kurz, die Crew ist super nett und so sind alle sehr entspannt als ich eintrudle. Mein iPad ist bereits am Start, damit die heutigen Fußballspiele verfolgt werden können. Es wird ein wenig geklagt über Muskelkater vom Hebeln an der Button-Maschine und raue Finger vom Plakate rollen. Ansonsten sind aber zur Abwechslung mal alle gesund.

Der Soundcheck lässt uns aufmerken und wir werfen schnell einen Blick auf die Setliste. Die Neu-Veröffentlichung der »Pot Of Gold« wirft ihre Schatten voraus. Die neu ausgegrabenen alten Stücke treiben später beim Konzert ganz schön. Ein einzelner Herr in der dritten Reihe fordert am Anfang noch mehrmals »ENERGIE« ein, weil er 27 € an der Abendkasse bezahlt hat, verstummt dann aber und überlässt sich lieber einem (fast) rhythmischen Armwedeln und einem glücklichen Dauergrinsen. Auch die »drink more beer«-Rufe hören irgendwann auf – des Geistes Sinn kann eh nur als bierseelig abgetan werden. Am Ende gibt es noch einige Zugaben, eine davon wieder einmal schön gejammt und wir können wieder spekulieren, ob das was Neues war. Alle sind zufrieden, hier und da wird sogar bemerkt, das wäre eines der besten Konzerte gewesen.

Bei einem kühlen Bierchen schauen wir später der Crew beim Bühnenabbau zu und feuern sie an – schließlich wollen wir ja noch unseren inzwischen schon traditionellen Bühnen-Cuba-Libre trinken. Diesmal werden sogar Stühle (mit Armlehnen!) hingestellt, schön im Kreis: Das Treffen der anonymen Selbsttrinker kann eröffnet werden! Es hagelt auch gleich Vorschläge, wie wir diesen Abend in diesem Kreis niveauvoll weiter gestalten wollen: Erst einmal sollen alle ihren Namen tanzen, dann eröffnen wir das literarische Kolloquium (Thema: Bob Dylan und der Nobelpreis), dann Flaschendrehen und nackt tanzen... Allerdings kommen wir über das Vortragen von Witzen und Schüttelreimen nicht hinaus. Darum schließe ich mit zwei ausgewählten Texten dieser Art, um meinen Zustand am folgenden Mittag zu beschreiben, nachdem wir um 5.00 Uhr morgens endlich nach Hause gekommen waren:

Die Boxer in der Meisterklasse zerschlugen sich zu Kleistermasse. Aus diesem großen Massenkleister erhob sich dann der Klassenmeister. Und:

Alle Kinder hüpfen auf der Betonplatte – nur nicht Gunter, der liegt drunter. (Brüller, oder?)

Rock On, Ihr Lieben – und an alle, die sich grade das schöne Pothead-Vinyl gekauft haben: Bewahre deinen Plattenschatz an einem kühlen Schattenplatz!

Fotos: flickr.com