Konzert-Bericht aus dem Substage in Karlsruhe

Pothead janz weit weg

Ich bin kein Autofahrer und es fällt mir schon schwer länger als eine Stunde auf meinem Bürostuhl zu sitzen. Die Aussicht auf 7 Stunden Autofahrt bis nach Karlsruhe haben mich daher nicht in Euphorie versetzt. Aber was tut man nicht alles, wenn man an dem Wochenende mit einem ganzen Haufen netter Leute zwei Pothead-Konzerte erleben kann.

Hat man erstmal die große Stadt hinter sich gelassen und freie Fahrt, kann einen das Geräusch der rotierenden Räder auf dem Asphalt durchaus in einen meditativen Zustand versetzen. Man kann nach Rehen Ausschau halten und die Raubvögel auf ihren Aussichtsplätzen zählen. Hierbei ergibt sich die Frage, ob die zermatschten Exemplare mit zu zählen sind. Dann müsste man die ebenfalls zerlegten Fellteile anderer Spezien ja wohl auch zählen, was einen in tiefe Depression verfallen lassen könnte. Also vielleicht lieber Autokennzeichen-Wörter-suchen. Sowas wie B-US an einem Mini Cooper oder OH-JE an einem verrosteten Transporter. Wenn es ganz langweilig wird, kann man auch einfach mal unqualifiziert die Fahrweise des Misters kritisieren. Das hebt zwar nicht die Stimmung, bringt aber das Blut in Wallung. Wenn des Misters Kopf rot angeschwollen ist, macht man einfach die Augen zu und schläft ein bisschen. Und – schwupps – ist es nur noch eine halbe Stunde bis Karlsruhe....Also theoretisch, denn praktisch fahren wir direkt in eine Vollsperrung wegen eines Unfalls. Unser Navi rät uns in 6 km abzufahren. Dass diese Umgehungsmöglichkeit hinter dem Unfall liegt, ignoriert es geflissentlich. Dem nun drohenden antarktischen Stimmungstief und einem damit verbundenen erhöhtem Aggressionspotential tritt unser IPod tapfer entgegen. Wir bekommen in genau dieser Reihenfolge diese Zufallsauswahl um die Ohren gehauen:

»Overkill« von Motörhead,  »Solider Soldier« von Spizzenergy,  »Black War« von Pothead und »Get Me Out« von New Model Army. :-) Dem folgt Rise Against, die Beatsteaks und wieder Pothead mit dem ländlichen »Threshing Bee« nachdem die Polkaholics volkstümlich abpolkern. Bei einem fröhlichen Girlie-Rockabilly geht die Fahrt auch schon wieder weiter. Unser Hotel ist schnell gefunden, einchecken, Klorunde, umziehen und zu Fuß in das nahe gelegene Substage. Pünktlich zum Soundcheck betreten wir die Halle. Ab jetzt wird alles gut.

Auch die Pothead-Crew ist ein wenig geschafft von der weiten Anreise. Ist ja nicht nur die Fahrt, vorher müssen die Autos noch gepackt werden und schließlich wohnen ja auch alle in ganz anderen Ecken, müssen also entsprechend früher aufstehen. Wir werden dann auch gleich gefragt, ob wir uns an der Anschaffung eines Privatjets beteiligen würden. Natürlich, sofort. Eine kurzer Kassensturz lässt uns allerdings ahnen, dass es nur für eine verrostete Klapperkiste reichen würde. Und wer fliegt das Ding? Zu allem Überfluss gibt es auch noch ein technisches Problem, so dass der Soundcheck erst gegen 19.00 anfangen kann, statt wie geplant um 18.00 Uhr. Der Einlass zögert sich dann am Ende auch ein wenig raus. Trotzdem haben sowohl das Publikum als auch die Band gute Laune und es wird ein richtig schöner Abend. Nicht alles läuft rund auf der Bühne, aber nix ist kritisch, vor der Bühne sieht man nur das Grinsen von Brad und Jeff. Kai ist auch wieder mit seinem Piano am Start. Bettina, Magic Lantern und Burning Bridges profitieren von dieser Verstärkung. Magic Lantern entwickelt sich, glaube ich, so langsam zum Geheimfavorit. Aber auch das besonders ruhige »Bettina« kommt heute Abend richtig gut an. Zwar muß irgendein Wichtigtuer das Intro noch mit seinem Zwischenruf stören, aber der Applaus am Ende spricht für sich. Die Freude darüber ist Kai anzusehen.

Backstage wird der Abend heute nicht sonderlich lang. Um halb zwei sind wir im Hotel.

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