Konzert-Bericht aus dem Huxleys in Berlin
Pothead dreht am Rad
Drei Tage zeitlos im Huxleys, mal sehen was ich meinem vernebelten Hirn nachträglich noch so entlocken kann. Diesmal war alles so gechillt, dass ich völlig vergessen habe mir Notizen zu machen.
Donnerstag, 19.01.2017, 14.00 Uhr, mein Mister kommt von der Arbeit. Eine Kleinigkeit essen, ein Kaffee, umziehen und auf geht's in unser Pothead-Wochenende. Auf der Fahrt ins Janitor-Büro richten wir uns mental auf die bevorstehende Schlepperei ein. Das Büro in der Rungestraße war fast ebenerdig, jetzt in der Lützowstrasse müssen die Kisten zwei Stockwerke runter bzw. hoch getragen werden. Unsere erste Frage gilt allerdings den neuen Silberlingen: Erst vor ein paar Stunden hat der DHL-Bote diesmal das Büro gefunden und die Kartons mit den Pot-Of-Gold-CDs pünktlich geliefert. Damit wäre schon mal eine Hürde genommen. So langsam trudeln alle ein und es kann losgehen: Kisten runtertragen, ins Auto stapeln, Instrumente aus dem Studio hochschleppen, in das andere Auto stapeln, ab durch Berlins Rushhour und alles rein in den Lastenfahrstuhl vom Huxleys.
Jürgens Lampenladen ist auf der Bühne natürlich längst aufgebaut und erinnert mich an Zirkus. Zwei große Räder bilden die »Rückwand« der Bühne, je ein kleineres hängt an den Seiten. Man wartet darauf, dass sich ein Feuer an diesen Rädern entzündet und die Tiger dadurch springen. ... Die Lichtproben zeigen dann aber, das sieht auch ohne Tiger und Feuer gut aus. Jürgen sieht zufrieden aus. Auch hier scheint diesmal alles gut gelaufen zu sein.
Brad ist die letzten Tage krank gewesen und hat damit intern für Aufregung gesorgt. Die letzten Proben mussten ausfallen und für einen kurzen Moment hingen die beiden Konzerttermine an einem seidenen Faden. 100%ig fit ist er noch nicht, ein wenig schlapp noch, aber es ist ok. Der Tag wurde dann auch gleich zum Proben genutzt.
Der Soundcheck fällt daher aus. Es soll heute nicht zu lange gehen. Gegen 20.30 Uhr sind wir wieder auf dem Weg nach Hause.
Der Freitag beginnt für uns um 13.45 Uhr. Wir sind mit Siggi verabredet, noch schnell Besorgungen machen. Jürgen ist längst da und programmiert seine Lampen. Für jeden Song wird ein Lampentanz vorbereitet. Backstage riecht es toll nach Essen. Die Rinderbrühe köchelt auf dem Herd und wir wissen bereits, dass sie so gut schmeckt, wie sie riecht. Überhaupt wird uns das Catering diesmal unsere guten Manieren vergessen lassen. Eigentlich warten wir immer erst ab, bis der arbeitende Teil der Manschaft gegessen hat. Inzwischen wissen wir aber auch, dass es sehr lange dauern kann auf Brad zu warten und es riecht doch so gut. ... Diese kleinen frittierten Käsebällchen mit Jalapenos ... hmmmm ... Ähm, ja ... vor den Schnitzelchen kam aber noch der Soundcheck. Wir wussten bereits, dass uns 2 Überraschungen erwarten werden. Eine davon können wir jetzt beim Soundcheck erleben und erklärt, warum Kai ein wenig nervös wirkte (erkennbar aber nur, wenn man sehr gut aufpasst) und was das Keyboard hier soll. Bettina ist der Bonustrack auf der überarbeiteten Version von Pot Of Gold. Dieser Song braucht aber dringlich ein Klavier. Und da ist dann auch der Gänsehautmoment. Später beim Konzert kommt der Song auch gut, aber so in der leeren Halle ist das noch mal was ganz Besonderes. Unserer Meinung nach braucht sich Kai keine Gedanken zu machen. Aber das halbe Konzert lang konzentriert seine Arbeit zu machen und dann mal eben auf die Bühne zu gehen und mitzuspielen, ist schon 'ne krasse Nummer. Weil er das so gut macht und damit die ganze Aufregung sich lohnt, spielt er auch noch bei Magic Lantern und Burning Bridges mit. Wir sind begeistert.
Plötzlich ist es schon recht spät. Wir machen uns schnell über das Essen her, dann müssen mein Mister und ich auch schon Stellung am Eingang beziehen. Wir möchten die Topfköpfe noch mehr bekannt machen und verteilen deswegen Flyer mit einem Kreuzworträtsel. Flyer verteilen stellt sich als Arbeit heraus. Wedelt man nicht wild damit in der Gegend herum und spricht am besten jeden einzeln an, dann wird man die Dinger nicht los. Die meisten wollen sich mit der fehlenden Lesebrille rausreden. Wir empfehlen beim Frühstück zu rätseln. Das kommt bei einigen gut an, ganz Harte geben vor nicht zu frühstücken. Hier empfehlen wir dann »raten zum Braten« - kommt aber nur mäßig an. Nach einer Stunde haben wir die Nase voll, aber auch nicht mehr ganz so viel Flyer übrig. Wir brechen ab, morgen ist ja auch noch ein Tag. Bei der Gelegenheit ein großes Dankeschön an Rico, der definitiv ein As im Flyer verteilen ist und uns super unterstützt hat. Die Halle ist nun sehr gut gefüllt, zwar ist es nicht ausverkauft aber die Gallerie muss geöffnet werden, rund 1200 Leute haben heute den Weg ins Huxleys gefunden. Na dann kann es ja losgehen ...
Pothead dreht am Rad, Teil 2
Diese Jahr gibt es kein Intro, mit C'mon geht es gleich übergangslos in die Vollen. Bereits nach dem dritten Foto muss ich einsehen, dass meine Kamera mit dem Licht überfordert ist. Ich hatte bereits vor einiger Zeit festgestellt, dass meine kleine Lieblingskamera offensichtlich Ihr vom Werk programmiertes Lebensende erreicht hat. Bisher konnte man das noch ignorieren, aber jetzt ist Schluss mit scharfstellen. ...
Zwar wimmelt es vor der Bühne nur so von Fotografen, aber ich kenne da keinen. Zerosusi muss arbeiten und konnte daher nicht kommen, Lina hat ihre Kamera nicht dabei und Katie kommt erst morgen. Na toll. Und ich brauche doch ein paar gute Fotos für den Quiz-Gewinn. An dem gelegentlichen Gegrinse von Brad, Jeff und Robert merke ich, dass auch auf der Bühne nicht alles so rund läuft. Mein Dilletanten-Gehör bekommt die Anlässe dafür nicht mit. Das Publikum in den ersten Reihen geht auch ganz gut ab und ist zufrieden. Tatsächlich werden wir etliche Leute aus diesen Reihen morgen wieder sehen. Bei »Run« kommt Nina C. Alice von Skew Siskin auf die Bühne. Sie ist eine alte Freundin der Potheads und ist auch auf »Burning Bridges« bei »Run« zu hören. Ick freu mir. Ich mag Nina und ich mag ihre Stimme, außerdem ist gegen 3 Minuten Frauenpower meiner Meinung nach nix einzuwenden. Kai muss nun noch den Indian Song überstehen, dann kommt sein großer Auftritt. Am Samstag nachmittag wird noch an diesem Auftritt rumgefeilt werden. Steffen findet noch die richtige Musik für die Zeit, wo (erfahrungsgemäß und hoffentlich :-) ) geklatscht wird und Kai baut seine Performance noch ein wenig aus. Das Publikum am Freitag ist auf pogen aus, weswegen »Bettina« hier noch nicht so 100%ig ankommt. Am Samstag ist das anders und die Leute sind schnell begeistert von dem ungewohnten Gast auf der Bühne. Überhaupt hat der Samstag geniale Momente und bringt eine Menge Spaß für Band und Publikum. Einzig "Rude" will ein bisschen stänkern. Die Band geht am Anfang derartig ab, dass es Brad's Gitarrenverstärker dahinrafft. Schade, aber kein wirkliches Problem. Der Song wird zu Ende gespielt und beim nächsten Lied ist alles wieder ok. Trotz dieses kleinen technischen Hängers ist der Samstag einfach nur geil. Ein rundum toller Abend, an dem wir keine Flyer verteilen mußten, weil dass Mrs. Bimmelhead und Christian übernommen haben und von dem ich nun auch anständige Fotos habe, weil Katie da war und Lina mir ihre Kamera geborgt hat. Alles wird gut im Schein der Magic Lantern.
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