Headletters im Waschhaus
Sorry, natürlich muss es heißen: Pothead in Potsdam. Aber heute sind wir zumindest bis zum direkten Konzertbeginn sehr auf unser »Baby« konzentriert. ... Fünf Stunden später: also, zum Thema Konzentration: nach dem zweiten Satz trudelten die ersten bekannten Leute ein - großes Hallo, viel Freude darüber sich wiederzusehen und mit jedem ein Schwätzchen halten. Die ersten Fanzines gehen über den Tisch. Dann kamen die ersten Leute, die wir noch nicht kannten, mit denen wir aber auch ein Smalltalk halten wollten /konnten/mußten. Wieder wechseln ein paar unserer kleinen Heftchen den Besitzer. Dann wieder der eine oder andere Schwatz mit den bekannten Gesichtern und dann habe ich tatsächlich den Anfang des Konzertes verpaßt. Peinlich.
Das Waschhaus hat an diesem Abend seinem Namen alle Ehre gemacht. Es war zeitweilig unglaublich heiß. Eventuelle Bierflecken wurden so gleich wieder aus dem Shirt »gewaschen«. Sicherlich lag das auch an der ausgesprochen guten Stimmung.
Zumindest von außen betrachtet schien es nicht aufzufallen, dass Robert und nicht Nick an den Drums saß. Selbstverständlich gab es hinterher Diskussionen. Die einen waren verärgert, weil sie Nick vermißt haben, die anderen waren ganz begeistert von Robert. Aber die meisten fanden es wohl ganz spannend, schließlich hat ein anderer Drummer andere Qualitäten. Manche Songs kommen dann nicht so toll rüber, dafür kann man andere Songs wiederentdecken, weil der neue Stil ihnen neues Leben einhaucht. Über Geschmack läßt sich vortrefflich – aber sinnlos – streiten. Doch solange die Qualität stimmt, handelt es sich wohl um Luxusgejammer. Der super Stimmung nach zu urteilen, waren die meisten mit dem, was sie geboten bekamen, sehr zufrieden.
Die Halle leerte sich dann auch nur langsam. Wir konnten noch einige Fanzines unter die Leute bringen und ein paar ganz Ausgeschlafene gingen damit auf Autogrammjagd. Irgendwann war dann aber doch alles eingepackt, die Bühne und der Merchstand leer und nur noch die echten Hardliner da. Der leise Ruf nach einem Cuba Libre wurde erhört und mitten auf der Bühne eine spontane Rum-Cola-Bar eingerichtet. Eine gute Stunde lang haben wir dann noch wahlweise alkoholfrei an den Limetten gelutscht oder selbige mit Alkohol getränkter Zuckerbrause aufgewertet. Eine weitere Stunde lang haben wir uns dann von einander verabschiedet und eine weitere halbe Stunde dauerte die in Anbetracht der bevorstehenden Rückfahrt anberaumte Klorunde. Wieder in Kreuzberg gelandet mußte der Sprinter noch ausgeladen werden. Um 5.08 Uhr sanken unsere Köpfe endlich aufs Kopfkissen. Eingeschlafen bin ich mit einem der schönen Schüttelreime, mit denen uns Steffen die Rückfahrt versüßt hat:
Jetzt renn ich in den Birkenwald, denn meine Pillen wirken bald ...
(Nur um Mißverständnisse zu vermeiden: es handelt sich hier um einen wahllos dahin gesagten Satz. Ich war viel zu müde, um noch irgendwelche Pillen zu schlucken)
Fotos: flickr.com